Dass der russische Präsident Wladimir Putin gern kernig formuliert, ist bekannt. Nun hat auch einer seiner Botschafter in einer diplomatisch äußerst brisanten Situation zu derben Worten gegriffen.
Mit Blick auf seinem Land im Konflikt mit dem Westen drohende Sanktionen sagte der Botschafter Viktor Tatarinzew in einem am späten Samstagabend veröffentlichten Interview mit der Zeitung »Aftonbladet«: »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber wir scheißen auf ihre ganzen Sanktionen.«
Russland sei bereits mit vielen Sanktionen belegt, die »gewissermaßen eine positive Wirkung auf unsere Wirtschaft und Landwirtschaft hatten«, sagte Tatarinzew. Russland sei inzwischen autarker. »Wir haben keinen italienischen oder Schweizer Käse, aber wir haben gelernt, genauso guten russischen Käse auf der Basis italienischer und Schweizer Rezepte zu produzieren«, sagte Tatarinzew. »Neue Sanktionen sind nichts Positives, aber sie sind auch nicht so schlimm, wie der Westen behauptet.«
Der Diplomat warf dem Westen vor, die russische Mentalität nicht zu verstehen. »Je mehr Druck der Westen auf Russland ausübt, desto stärker wird die russische Reaktion sein«, warnte er.Mehr zum Thema
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Ein massiver russischer Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze sowie russische Militärmanöver in Belarus und im Schwarzen Meer schüren derzeit die Furcht vor einem nahenden russischen Einmarsch in die Ukraine. Die US-Regierung warnte zuletzt, eine solche Invasion könne »jederzeit« beginnen. Russland weist jegliche Angriffspläne zurück und gibt an, sich von der Nato bedroht zu fühlen.
Diplomat Tatarinzew, der seit Mai 2014 in der russischen Botschaft in Schweden tätig ist, erklärte im Interview, dass USA und die Nato die Sicherheitssituation verschlechterten. Dies sei der Grund, warum Russland gegen eine Mitgliedschaft Schwedens im Nordatlantischen Verteidigungsbündnis sei.
Russlands Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine und seine Forderungen nach einer neuen Sicherheitsordnung in Europa haben die bündnisfreien Staaten Schweden und Finnland der Nato angenähert. Die Debatte über einen möglichen Beitritt zum nordatlantischen Verteidigungsbündnis wird in beiden Ländern nun – anders als von Russland gewünscht – verstärkt geführt. Laut Außenministerin Ann Linde hat Schweden jedoch kein Interesse an einem Nato-Beitritt. Das Land werde sich aus Kriegshandlungen heraushalten, aber weiter eng mit den westlichen Partnern zusammenarbeiten. ala/dpa