Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte im Oktober gesagt, dass die Verhandlungen „auf direktem Befehl der USA und Londons“ gestoppt worden seien. Diese Aussage wurde jetzt vom ehemaligen Premierminister Israels bestätigt.

Seit bald einem Jahr tobt der Krieg in der Ukraine. Verhandelt wird zwischen den Kriegsparteien Ukraine/NATO und Russland nicht mehr. Das war zu Beginn aber anders. Zwischen dem Selenski- und dem Putin-Regime wurde in Belarus und Istanbul ernsthaft verhandelt. Eine Einigung verhinderten aber die USA und Großbritannien. Russland behauptet schon länger, dass die Ukraine auf Zuruf des damaligen Premierministers Boris Johnson die Verhandlungen abgebrochen haben soll. Nun sagte der ehemalige Israel-Premier Naftali Bennett in einem Videointerview, dass ein Waffenstillstand tatsächlich zum Greifen nah gewesen sei. Beide Seiten seien zu Zugeständnissen bereit gewesen.

Waffenstillstand verhindert

Bennett hatte sich mit Selenski und Putin regelmäßig ausgetauscht, während im belarussischem Gomel Delegationen aus der Ukraine und Russland verhandelt hatten. Bennett wörtlich: „Ich hatte damals den Eindruck, dass beide Seiten großes Interesse an einem Waffenstillstand hatten.“

Dann flog der damalige Israel-Premier nach Deutschland und später nach Frankreich, um Scholz und Macron zu unterrichten. Beide seien pragmatisch eingestellt gewesen und grundsätzlich für den Waffenstillstand gewesen, doch Boris Johnson habe eine „aggressive“ Position vertreten, wonach Putin unbedingt weiter bekämpft werden müsse. Im Weißen Haus hätte es beide Positionen gegeben.

Man soll laut Bennett vor einem Waffenstillstand gestanden sein – zu einer Zeit, als die russische Armee noch vor Kiew gestanden war. Doch dann wurden die Verhandlungen blockiert. Von wem?

Im Grunde genommen, ja. Sie haben es blockiert, und ich dachte, sie hätten Unrecht. Ich behaupte, dass es eine gute Chance auf einen Waffenstillstand gab, wenn sie ihn nicht verhindert hätten.“

Seither sind viele Monate vergangen. Militärexperten oder Geheimdienste sprechen von bis zu 300.000 toten ukrainischen Soldaten. Auf der anderen Seite sind wohl bis zu 100.000 tote russische Soldaten denkbar. All diese Zahlen sind nicht gesichert. Doch jedenfalls tobt ein verheerender Abnützungskrieg. Umso brisanter die Aussagen von Bennett, der bis Juli 2022 Premierminister von Israel war. Doch im Mainstream geht die Aussage unter. Sie passt jenen, die nach immer mehr Waffen für die Ukraine rufen und Verhandlungen als unmöglich bezeichnen, nicht in die Geschichte.

Stattdessen berichtete man über eine andere Aussage von Bennett breit. Nämlich dass Putin versprochen hatte, „Selenski nicht zu töten“. Der blockierte Frieden ist dafür höchstens eine Randnotiz. Immerhin hat man auch in der „Washington Post“ Anfang April berichtet, dass die NATO die Fortsetzung des Krieges „bevorzugen“ würde. 


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Quelle: Danke an tkp.at