Russland misstraut den Untersuchungen in Deutschland, Schweden und Dänemark und verlangt eine UN-geführte Aufklärung. Außerdem sollen die Terroristen für den Schaden entschädigen. Die USA weisen weiterhin jegliche Verantwortung von sich. 

Am Montag versammelte sich der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung, um über den Anschlag auf Nord Stream zu sprechen. Es war eine direkte Reaktion, auf die Enthüllung von Seymour Hersh, wonach die USA (mit Unterstützung den Anschlag durchgeführt hatten. Russland hatte die Sondersitzung einberufen.

Höchste Priorität

Auch Jeffrey Sachs, einer der prominentesten Akademiker in den USA, Vorsitzender der Covid-Kommission im „Lancet“ und Professor in Columbia, sprach zum Rat. Er adressierte vier Punkte Punkte an die Versammlung:

  • Die Zerstörung von Nord Stream ist ein Akt des internationalen Terrorismus und eine Bedrohung des Friedens. Die Untersuchung dieses terroristischen Anschlags hat weltweit Priorität.
  • Die Zerstörung von Gaspipelines dieser Größenordnung ist eine Angelegenheit, die Expertenwissen und ein Höchstmaß an Planung erfordert.
  • Nur wenige Länder auf der Welt verfügen über das technische Potenzial und den Zugang zum Meer, um eine solche Operation durchzuführen. Diesen seien laut Sachs die USA, Großbritannien, Russland, Polen, Norwegen, Deutschland und Schweden.
  • Schweden hätte der Welt am meisten über den Ort des Verbrechens zu berichten. Schweden hält die Ergebnisse seiner Untersuchung jedoch geheim.

Der US-Vertreter bei der UNO zeigte sich erbost. Er meinte, dass die Anschuldigungen, Washington sei an der Sprengung der Nord Stream beteiligt, “eine komplette Lüge” sei. Das überrascht nicht. Ein Eingeständnis der USA würde die Welt wohl aus den Fugen heben. Für US-Botschafter John Kelley sei die Sondersitzung ein Versuch, von der bevorstehenden Dringlichkeitssitzung der Generalversammlung abzulenken, die ein Jahr nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine am 24. Februar 2022 stattfinden wird.

“Darauf sollten wir uns konzentrieren”, sagte er. “Russland versucht verzweifelt, das Thema zu wechseln.” Russland “missbraucht seine Position als Ratsmitglied”, indem es diese Plattform nutzt, um Verschwörungstheorien im Internet zu verbreiten.

Russland indes erklärte, dass eine Diskussion über eine Resolution im Gang sei. Außerdem sollten die Länder, die hinter dem Anschlag stecken, Russland für den entstandenen Schaden entschädigen.

Großbritannien verurteilte den verübten Sabotageakt, sagte Thomas Phipps, Mitarbeiter der Ständigen Vertretung Großbritanniens. Er begrüßte aber auch das gemeinsame Schreiben der Behörden Deutschlands, Dänemarks und Schwedens, aus dem hervorgeht, dass Deutschland, Dänemark und Schweden haben Russland nicht über die Nord Stream-Untersuchung informiert, so die ständigen russischen Vertretungen bei der UNO.

Russland glaubt Hersh

Laut dem Vertreter Russland, Vasily Nebenzya, stehen jedoch Motiv, die Täter und die Methode der Tatbegehung außer Zweifel. Russland wisse höchstwahrscheinlich nicht nur, wer Nord Stream in die Luft gesprengt hat, sondern auch wie. Er meldete Zweifel an der Integrität und Transparenz der laufenden Ermittlungen in Dänemark, Deutschland und Schweden an und stellte einen Antrag auf eine unabhängige Untersuchung. Nebenzya schlug den UN-Generalsekretär als Chef der Untersuchungen vor. Einige Ratsmitglieder unterstützten den Vorschlag.

Dieser Journalist [Hersh, Anm.] sagt die Wahrheit“, erklärte er den Ratsmitgliedern. “Dies ist mehr als nur ein entscheidender Beweis, den Detektive in Hollywood-Blockbustern lieben. Es geht um ein Grundprinzip der Justiz: Alles liegt in Ihren Händen, und wir können das heute klären.”

Die UNO selbst kann die Sabotage weder bestätigen noch falsifizieren. Sie warte auf die Ergebnisse der nationalen Untersuchungen, sagte der stellvertretende Generalsekretär. Spekulationen sollten vermieden werden.

Bild Per Krohg artist QS:P170,Q1384103 NeptuulUN-Sicherheitsrat – UN Security Council – New York City – 2014 01 06CC BY-SA 3.0

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Quelle: Danke an tkp.at