Notarzt bezeichnet anhaltend hohen Druck auf Notaufnahmen als “neue Normalität”, wie der staatliche Rundfunk NRK berichtet. Unterdessen setzen die Gesundheitsbürokraten ihren Kreuzzug gegen ihre eigenen Aussagen – und die Wahrheit – unverblümt fort.
Am 24. Mai 2023 erschien ein einschlägiger Beitrag im norwegischen Staatsfunk NRK. Versehen mit dem Titel “Sterblichkeit sinkt rapide” (Dødeligheten i Norge stuper), so beschreibt Jan-Erik Wilthil das aktuelle Geschehen “nach den hohen Todeszahlen der Corona-Pandemie”.
Ich habe den gesamten Beitrag auf Englisch übersetzt, den Sie auf meinem Substack finden; hier bei TKP finden sich daher lediglich einige Auszüge übersetzt – und einige weiterführende Recherchen.
Fallende Sterblichkeit, konstant hoher Druck auf die Notaufnahmen
“Wir stehen in der Abteilung immer noch unter großem Druck”, sagt Jørn Einar Rasmussen, Vorsitzender der Norwegischen Vereinigung für Notfall- und Akutmedizin im Krankenhaus von Drammen.
Letztes Jahr schlug er Alarm, als eine steigende Zahl von Patienten in der Notaufnahme behandelt werden musste. Maximal 100 Patienten mussten täglich behandelt werden, und Rasmussen machte sich Sorgen um die Kapazität. Die Situation hat sich seither nicht wesentlich geändert.
“Es sieht so aus, als ob wir jetzt eine neue Normalität erreicht haben. Wir haben viel mehr Patienten als vor der Pandemie, aber wir können jetzt besser damit umgehen”, sagt Rasmussen und befindet, dass sich die Notaufnahmen in mehreren Teilen des Landes in der gleichen Situation befinden.
Dies klingt durchaus anders als die Lage in Österreich oder Deutschland, wo die “Krise” des Gesundheitswesens nicht “an/mit Corona”, sondern kurioserweise erst nach Abklingen der “Pandemie” bzw. nach Aufhebung der Maßnahmen so richtig durchzuschlagen beginnt.
Die zitierte Passage verweist auf einen Beitrag “aus dem letzten Jahr”, wo derselbe Journlist (Wilthil) von NRK bereits einmal die Bühne für Jørn Einar Rasmussen bereitet hatte. Nahezu atemlos berichtete der Notfallmediziner im Oktober von überlaufenen Notaufnahmen, die man sich “nicht erklären” könne: “Alle Notaufnahmen des Landes berichten von einem geheimnisvollen Wachstum in der Anzahl von Patienten, von denen die meisten nicht Corona haben.”
Die offizielle Antwort auf diese Lage ließ damals nicht lange auf sich warten; einige Tage später erschien ein Interview mit dem stv. Gesundheitsdirektor Espen Rostrup Nakstad, das derselbe Journalist Wilthil u.a. aufgrund teilweise stark divergierender Reaktionen in den sozialen Medien auf den “Lagebericht” des Notfallmediziners Rasmussens publiziert hatte.
Kurioserweise konnte Nakstad zwar kein Licht in die Ursachen der überlaufenen Notaufnahmen bringen, wusste aber immerhin und mit Gewissheit, was nicht daran schuld war: “die Corona-Impfung steckt nicht dahinter” (meine Hervorhebung):
“Die Zahl der Notfallaufnahmen ist in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 um 4 Prozent gestiegen. Dies ist ungleichmäßig verteilt. In Nord- und Mittelnorwegen gibt es fast keinen Anstieg. Wenn der Impfstoff die Erklärung wäre, hätten wir einen Anstieg im ganzen Land gesehen”, sagt Nakstad.
Er erklärt den erhöhten Patientenstrom mit Veränderungen in der Bevölkerung:
“Dies hängt wahrscheinlich am ehesten mit der Tatsache zusammen, dass wir mehr Menschen geworden sind. Das Bevölkerungswachstum war in Südostnorwegen am größten. Dort haben wir auch die meisten Krankenhausaufenthalte. Außerdem werden wir immer älter.”
Es wurden unerwünschte Nebenwirkungen des Coronavirus-Impfstoffs entdeckt. Kann der Impfstoff in diesem Zusammenhang vollständig entlastet werden?
“Die Impfstoffe werden in allen Ländern durch ein Meldesystem überwacht, und mögliche Nebenwirkungen werden sehr genau beobachtet. Bislang wurde keine übermäßige Sterblichkeit festgestellt, aber wir haben einige leichte Nebenwirkungen beobachtet, die zu erwarten waren. Dies wird in den kommenden Jahren weiter beobachtet werden”, so Nakstad.
Auch diesen Beitrag habe ich auf Englisch auf meinem Substack übersetzt, damit Sie sich ein eigenes Bild über die teilweise abstrusen Behauptungen der Behörden machen können.
Zurück zum aktuellen Beitrag.
Die Sterblichkeit sinkt?
Der zunächst erwähnte Beitrag von Wilthil wiederum beschreibt die aktuelle Entwicklung wie folgt (hier und in Folge meine Hervorhebungen):
Eine wichtige Sache hat sich jedoch seither geändert: Es sterben viel weniger Patienten. In den letzten Monaten ist die Zahl der Todesfälle in Norwegen drastisch gesunken. Die nachstehende Grafik zeigt die Entwicklung in Norwegen im Jahr 2022 und bis zum April dieses Jahres. Sie zeigt deutlich, dass sich nach dem Jahreswechsel etwas getan hat:
Abb.: Übersterblichkeit in Norwegen, 2022-23; in Prozent, verglichen mit 2016-19; Quelle: Eurostat.
“Sowohl die Coronawelle als auch die Grippeepidemie gingen nach Neujahr rasch zurück, und auch die Gesamtsterblichkeit ging zurück. Es ist normal, dass die Sterblichkeit zum Jahreswechsel ihren Höhepunkt erreicht. Diesmal war die Spitze höher und ausgeprägter. Sie stieg rasch an und ging rasch wieder zurück“, sagt Preben Aavitsland, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit [Folkehelseinstituttet].
Als die Coronavirus-Maßnahmen im Februar letzten Jahres eingestellt wurden, wurde dem Virus in der Bevölkerung praktisch freier Lauf gelassen. Das Ergebnis war eine erhebliche Übersterblichkeitsrate in Norwegen.
“Fast die gesamte Bevölkerung wurde im Jahr 2022 mit dem Coronavirus infiziert, hauptsächlich in drei großen Wellen. Dies führte zu fast 3.500 Coronavirus-Todesfällen, von denen die überwiegende Mehrheit ältere Menschen betraf. Außerdem hatten wir in der Weihnachtszeit einen rekordverdächtigen Höchststand an schwerer Influenza”, sagt Aavitsland.
Märchenstunden der Gesundheitsbürokraten
Pippi Langstrumpf ist zwar eine Kreation der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, aber diese Aussagen passen eher in Pippis Welt (“ich mach’ mir die Welt, widde-wie sie mir gefällt”) denn in die Realität.
Ich habe bereits gezeigt, wie sehr die Akutmediziner “verblüfft” waren bzw. wie der stv. Gesundheitsdirektor Nakstad die Realität darstellten (verbogen). Sowohl NRK als auch Aavitsland wiederum sind sich offenbar nicht zu schade, nachweislich Falschaussagen zu treffen.
Derartige Behauptungen erfordern bekanntlich entsprechende Belege – nun, hier sind diese.
Im Februar letzten Jahres verlautete das Folkehelseinstituttet folgendes über die Maßnahmen (Quelle, S. 29; meine Übersetzung und Hervorhebung; meinen Bericht finden Sie hier)
Je länger Maßnahmen aufrechterhalten werden, desto länger dauert die Epidemie.Der Nutzen der Maßnahmen besteht darin, den Höhepunkt der Welle zu reduzieren, diese [Maßnahmen] können die Gesamtzahl der Infektionen aber nur in geringem Maß beeinflussen.
Die Maßnahmen wurden entfernt, weil diese – wie wir mittlerweile auch “wissenschaftlich belegt” wissen (TKP hat berichtet) – so gut wie keinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben.
Wie erwähnt, so hatte der stv. Gesundheitsdirektor Nakstad noch Ende Oktober 2022 behauptet, dass “bislang…keine übermäßige Sterblichkeit festgestellt [wurde]”.
Die Worte hör’ ich wohl, allein’ mir fehlt der Glaube, denn: wenn NRK nun berichtet, dass die Übersterblichkeit (laut Eurostat) 2022 bei ±20 Prozent gelegen habe, wie kann es sein, dass dieser Umstand den Gesundheitsbehörden entgangen ist? Oder sind diese ±20 Prozent Übersterblichkeit insofern in Ordnen, als dass dies in die Kategorie “keine übermäßige Sterblichkeit” fällt? (Falls dem so sein mag, welche Größenordnung muss dann erst jede höhere Todesrate haben…?)
Apropos Übersterblichkeit: Dichtung und Wahrheit
In dem jüngsten NRK-Bericht heißt es, dass bis “einschließlich der 18. Woche dieses Jahres…563 sogenannte COVID-19-assoziierte Todesfälle registriert [wurden]. Im gleichen Zeitraum des letzten Jahres war diese Zahl dreimal so hoch.”
Das mag sein, ich verweise lediglich darauf, dass für die norwegischen Behörden Ihnen – offenbar bewusst – essenzielle Informationen vorenthalten.
Nakstad hatte beispielsweise im November 2022 in der großen Osloer Tageszeitung “Aftenposten” (etwa Abendnachrichten) angeführt, dass “nahezu alle Corona-Todesfälle 2022 zu beklagen” seien. Darüber hinaus gab er an, dass das Medianalter der Corona-Verstorbenen bei 85 Jahren lag (was über vier Jahre höher ist als die durchschnittliche Lebenserwartung in Norwegen).
Dies ist alles schön und gut, verweist aber darauf, dass “die Impfung” offenbar (vollkommen) wirkungslos ist, da just fast alle Senioren in Norwegen mindestens drei (rund 66 Prozent) oder mehr Injektionen erhalten habe. Die überwältigende Mehrzahl der Corona-Todesfälle trifft also – alleine schon aufgrund der Altersverteilung – mehrfach Geimpfte, wie Nakstad im “Aftenposten”-Interview auch anführt.
Apropos Corona-Todesfälle: für die norwegischen Behörden fallen sowohl “an Corona” als auch “mit Corona” verstorbene Personen in die Kategorie “sogenannter Covid-assoziierter Todesfälle”. Unerwähnt verbleibt hingegen der Impfstatus der Verstorbenen, wobei die Frage, ob bzw. inwieweit dieser damit zusammenhänge, gewiss ein wenig (virtuelle) Tinte wert wäre…
(All diese und viele weitere Informationen zu Corona in Norwegen finden Sie auf meinem Substack.)
Apropos Sterblichkeit in Norwegen und Europa
Im Oktober 2022 zeigte der NRK-Beitrag eine Landkarte von Eurostat, die erhöhte Übersterblichkeit in allen europäischen Ländern zeigte. Der aktuelle Beitrag zeigt folgende Grafik:
Abb.: “Die Sterblichkeit ist nun wieder normal in vielen europäischen Ländern.”
In dem NRK-Beitrag heißt es hierzu:
In den meisten anderen europäischen Ländern ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Die Zahlen von Eurostat, das Statistiken aus allen EU- und EWR-Ländern sammelt, zeigen einen deutlichen Rückgang der Sterblichkeit.
Im März wurde eine Übersterblichkeitsrate von nur 0,3 Prozent verzeichnet. Im Vergleich dazu lag die Übersterblichkeitsrate noch im Dezember letzten Jahres bei fast 20 Prozent.
Warum aber verwendet man in Norwegen die Daten von Eurostat, die wo noch keine Daten für 2022 in der Kategorie “allgemeine Todesrate” ausgewiesen werden? Wieso aber greift man in Norwegen nicht auf die Daten der jeweils eigenen Statistikbehörde zurück?
Apropos Statistics Norway – dort sind diese Daten bereits einsehbar:
Besonders auffällig hierbei ist, dass die Sterblichkeit von 2016 bis inklusive 2020 relativ stabil geblieben ist, um 2021 und 2022 deutlich anzusteigen.
Diese “offiziellen” Zahlen legen hingegen folgende Überlegungen nahe:
Durchschnittliche Anzahl von Todesfällen aller Ursachen, 2016-20: 40,727 (meine Berechnung)
2021: 42.002, oder +3,1 Prozent im Vergleich zum “Durchschnitt” 2016-20
2022: 45.774, oder +12,4 Prozent im Vergleich zum “Durchschnitt” 2016-20 (oder fast 9 Prozent über den Zahlen von 2021)
Wie ersichtlich, so fällt es mir schwer, die im NRK-Beitrag genannte Übersterblichkeit von ±20 Prozent im Jahr 2022 gegenüber der “Baseline” für 2016-19 zu erkennen.
Irgendwie passen die Zahlen nicht zusammen, aber eventuell bekommt der geneigte Leser in einem halben Jahr eine anderslautende “Erklärung” präsentiert. Es wäre ja nicht das erste Mal.
Zukunftsaussichten laut Folkehelseinstituttet
Aus dem aktuellen NRK-Beitrag (meine Hervorhebungen):
Die Gefahr ist jedoch noch nicht vorüber. Neue Virusvarianten drohen neue Infektionswellen auszulösen, aber Aavitsland glaubt nicht, dass dies neue Wellen mit hohen Todeszahlen bedeutet:
“Praktisch die gesamte Bevölkerung hat sich inzwischen mindestens einmal mit dem Coronavirus infiziert. Die große Mehrheit der Erwachsenen ist außerdem zwei- bis viermal geimpft worden. Mit anderen Worten, die Bevölkerung ist weitgehend gegen eine schwere Coronaviruserkrankung geschützt”, so Aavitsland.
Laut Aavitsland werden die kommenden Wellen daher aus Menschen bestehen, die sich zum zweiten und dritten Mal infizieren:
“Wir erwarten, dass sie weniger schwer erkranken werden. Dennoch wird Corona immer noch eine Reihe von Todesfällen unter den ältesten und gebrechlichsten Menschen verursachen, so wie es Influenza und Lungenentzündung seit Jahren tun. Wir gehen davon aus, dass sich die Gesamtsterblichkeit in Norwegen in einigen Jahren normalisieren wird.”
Epilog: “Neue Realität”
Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als diejenigen, die eine “neue Normalität” beklagten entweder deren Protagonisten waren oder als “Schwurbler”, “Covidioten” oder “Corona-Leugner” (oder Schlimmeres) diffamiert wurden?
Nun, jetzt verwenden “sogar” Notfallmediziner, die das aktuelle Geschehen nicht verstehen, den Begriff, allerdings bar jeder Ironie oder Selbstreflexion.
Als Nächstes: Die Übersterblichkeitsraten sind rückläufig, soweit Eurostat das zugibt. Ich sage “soweit”, denn vor nicht allzu langer Zeit haben die norwegischen Gesundheitsbürokraten die Übermittlung der Sterblichkeitszahlen an Euromomo unter Verweis auf Budgetkürzungen eingestellt. Dies geschah übrigens im Dezember 2022, als laut dem oben genannten Artikel die “Übersterblichkeit bei fast 20 Prozent” lag. Was für ein Zufall, dass die Daten für die (nahezu) “Echtzeit”-Überwachung der Sterblichkeit zu diesem Zeitpunkt eingestellt wurden. Es ist vielleicht besser, den Alufolienhut für einen Moment beiseite zu legen…
Konkret können wir also auf die anhaltend hohe Zahl von Patienten in Notaufnahmen in ganz Norwegen verweisen, auch wenn diese aus den unterschiedlichsten Gründen erfolgen und – momentan – nicht mehr so lebensbedrohlich zu sein scheinen wie früher.
Ein weiteres Problem, das es zu beachten gilt, ist das absurde Ausmaß an Meinungsmache durch die Gesundheitsbürokraten wie Aavitsland und Nakstad. Mit dem medienwirksamen Preben Aavitsland, der wie immer an vorderster Front steht, sobald die “Leit- und Qualitätsmedien” ihn anrufen, haben wir auch etwas erfahren, was viele Menschen schon lange sagen: Die Impfungen sind so “sicher und wirksam”, dass, wie Aavitsland zu Protokoll gab, “die kommenden Wellen daher aus Menschen bestehen werden, die sich zum zweiten und dritten Mal infizieren”.
Soweit ich aus meinem Umfeld in Norwegen berichten kann, sind praktisch alle meine Bekannten doppelt oder dreifach geimpft, und wenn sie an Covid erkranken, sagen sie alle, dass es hart oder sehr hart war.
Wir werden bald herausfinden, wie es weitergeht.
Schließlich ist es notwendig, auf die wiederholten Versuche der norwegischen Gesundheitsbürokraten hinzuweisen bzw. diese anzuprangern, wenn es darum geht, die Geschichte der letzten drei Jahre auf die beschämendste Art und Weise umzuschreiben (falls Sie sich dafür interessieren, können Sie dies auf meinem Substack vertiefen).
Schande über euch, wenn das weiter geht; mehr Schande über die Norweger, wenn sie sich das gefallen lassen.