Christian Drosten ist wieder in Erklärungsnot.

Von Janina Lionello

Der Virologe Christian Drosten versicherte Anfang des Jahres eidesstattlich, er habe nie versucht, einen möglichen Laborurspung des SarsCov2-Virus zu vertuschen. Nun veröffentlichte Mails legen allerdings nahe, dass das nicht stimmt.

Die brisanteste Passage versteckt sich auf Seite 59 des 174 Seiten langen Dossiers. “Haben wir uns nicht zusammengetan, um eine bestimmte Theorie infrage zu stellen und wenn möglich zu verwerfen?“, steht dort. Geschrieben hat die Nachricht Christian Drosten am 9. Februar 2020, und sie bezieht sich auf eine Telefonkonferenz, in der mehrere Wissenschaftler über einen möglichen Laborursprung des SarsCov2-Virus diskutierten. Der Journalist Jimmy Tobias hatte die gebündelten Mails am 22. November mithilfe des Freedom of Information Act (FOIA) erhalten und als “Farrar Fauci Comms” im Netz veröffentlicht.

Drosten spricht hier also ganz offen von Absprache mehrerer internationaler Wissenschaftler, um die Labor-Theorie systematisch zu diskreditieren.

Die Worte bringen Drosten vor allem auch deshalb in Erklärungsnot, weil er noch im Februar 2022 juristisch gegen den Hamburger Physik-Professor Roland Wiesendanger vorgegangen war, der Drosten genau eine solche geheime Absprache vorgeworfen hatte. Drosten versicherte damals eidesstattlich: “Während meiner Teilnahme wurde keine Verabredung getroffen, die Möglichkeit einer Laborherkunft in der Öffentlichkeit zu vertuschen. Mir ist auch nicht bekannt, dass eine solche Verabredung zu einem späteren Zeitpunkt getroffen wurde.”

Wiesendanger sieht seine Vermutung, dass sich Wissenschaftler im Februar 2020 abgesprochen hatten, einen möglichen Laborursprung des SarsCov2-Virus “zu vertuschen” durch die aktuelle Veröffentlichung bestätigt, wie er gegenüberPleiteticker.de erklärte. Er wolle sich auch weitere rechtliche Schritte gegen Drosten offenhalten – auch die „Offenlegung und Verfolgung möglicherweise strafbarer Handlungen auf internationaler Ebene.”

Hintergrund: Die Drosten-Mails

Im Frühjahr 2020 gingen verschiedene internationale Wissenschaftler, darunter Christian Drosten und US-Immunologe Anthony Fauci in der Öffentlichkeit systematisch gegen die Theorie vor, nach der SarsCov2 aus dem Labor stammt – und zwar mit aller sprachlichen Härte.

Über Wissenschaftler mit einer anderen Meinung in dieser Frage sagte Drosten etwa in seinem NDR-Podcast: „Was ich höre, auch von scheinbaren Fachleuten, das entbehrt einfach jeder Grundlage.” Deren Wissensstand ginge „nicht über eine oberflächliche Kenntnis von Studentenlehrbuchwissen hinaus” so Drosten.

Die Folge: Die Labor-Theorie wurde als absolute Verschwörungstheorie gebrandmarkt und sogar flächendeckend von den sozialen Netzwerken gelöscht.

Später wurde klar: Hintergrund dieses scheinbaren wissenschaftlichen Konsens war eine geheime Absprache dieser Wissenschaftler.

Kurz vor jener Telefonkonferenz, in der es zu der Absprache gekommen sein soll, hatte sich der Direktor der einflussreichen Gesundheitsstiftung “Wellcome Trust”, der Mediziner Jeremy Farrar, an Christian Drosten gewandt. Er berichtete, der dänische Molekularbiologe Kristian Andersen habe Hinweise darauf gefunden, dass SarsCov2 eine menschengemachte Genveränderung aufweise.

Eilig wurde besagte Telefonkonferenz einberufen, während der mehrere der teilnehmenden Wissenschaftler einen Laborunfall noch für plausibel hielten. Das geht aus Email-Verkehr hervor, dessen Veröffentlichung bereits Anfang dieses Jahres mithilfe des amerikanischen Freedom of Information Act (FOIA) erzwungen wurde. In späteren Beiträgen in den wissenschaftlichen Fachmagazinen “Lancet” und “Nature” argumentierten dieselben Wissenschaftler dann plötzlich energisch für das Gegenteil und stellten alle gegenteiligen Ansichten als Verschwörungstheorie dar.

Eine Anfrage zu den Mails vom Samstagmorgen ließ Drosten bis Samstagmittag unbeantwortet.

Quelle: pleiteticker.de