von Thomas Oysmüller

Ein brasilianisches Gericht hat eine Sperre von Telegram angeordnet. Damit weitet sich die Zensur in Brasilien massiv aus. 

Die brasilianische Justiz hat die Total-Sperre von Telegram verfügt. Ab sofort müssen Telefongesellschaften und App-Stores das Programm entfernen. Weil Telegram der brasilianischen Bundespolizei nicht alle angeforderten Daten zu Neonazi-Gruppen ausgehändigt habe, ordnete nun ein Gericht die Totalsperre an.

Daten-Streit

Laut brasilianischen Behörden haben die Telefonunternehmen Vivo, Claro, Tim und Oi, sowie Google und Apple, die für die Play- bzw. App Store verantwortlich sind, bereits ein offizielles Schreiben erhalten. Darin wird die Einstellung des Dienstes angeordnet.

Ein Teil der verlangten Daten hatte Telegram vergangene Woche noch geliefert. Telefonnummern aus einer Gruppe mit „Neonazi-Inhalten“, wie brasilianische Medien berichten, wurden aber nicht geliefert. Neben der Sperre von Telegram muss Telegram auch eine Geldstrafe dafür zahlen, dass die Daten unvollständig geliefert worden sind.

Der Untersuchung auf Telegram ging ein Angriff auf eine Schule mit vier Toten zuvor. Der 16-Jährige, der für die Tat verantwortlich ist, soll sich in einer Telegram-Gruppe ausgetauscht haben. Dort seien „Mord-Tutorials, Videos von gewaltsamen Todesfällen, Tutorials über die Herstellung von Sprengkörpern und antisemitische Inhalte“ verbreitet worden, heißt es im polizeilichen Antrag vor Gericht. Bei Razzien im Umfeld der Telegramgruppe sei Nazi-Material gefunden worden, berichtet die Polizei weiter.

Laut der brasilianischen Presse dürfte ein Zugriff via telegram.org weiterhin möglich sein, mit einer brasilianischen Telefonnummer dürfte man aber wohl schwer zugreifen können. Wer in Brasilien lebt und Telegram nutzen will, wird wohl bald eine ausländische Telefonnummer brauchen.


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