“Green City” serviert nur noch Veggie-Einheitsbrei

Als bundesweit mutmaßlich erste Kommune will Freiburg in den Kitas und Grundschulen ab dem Schuljahr 2023/24 nur noch vegetarische Menüs anbieten. Die gerade in diesem Alter so wichtige vielseitige und abwechslungsreiche Ernährung gehört in der selbsternannten „Green City“ dann der Vergangenheit an. Der von den Grünen dominierte Gemeinderat segnete die Pläne am Dienstagabend mit einer Mehrheit von 27:14 Stimmen ab. Vanessa Carboni (Grüne) sagte dem SWR: „Wir sehen darin eine große Chance, als Green City Freiburg bundesweit diese Vorreiterrolle einnehmen zu können, um ein Kita- und Grundschulessen einfacher, qualitativer und klimafreundlicher zu gestalten.“

Außerhalb des Freiburger Gemeinderats hält sich die Begeisterung für die radikale Erziehungsmaßnahme an den Kitas und Grundschulen jedoch in sehr überschaubaren Grenzen. Das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart teilte der dpa auf Anfrage mit, dass man eine ausschließlich vegetarische Ernährung als Vorgabe nicht unterstütze, da zu einer ausgewogenen Ernährung auch Fleisch gehöre. „Kinder sollen in ihrer Entwicklung die Möglichkeit haben, einen eigenen Geschmack zu entwickeln und sich auszuprobieren. Dazu gehört auch der Verzehr von Fleisch“, wie das Haus von Peter Hauk (CDU) klarstellte. Bemerkenswert: Die Stellungnahme des Ministeriums ging dem Bericht zufolge noch vor der Abstimmung bei den Fraktionen des Gemeinderats ein.

Fadenscheinige Begründung erzürnt Elternvertreter

Angeblicher Grund für die Umstellung der Speisepläne in den Freiburger Kitas und Grundschulen sollen zu hohe Kosten sein. Dass dies nicht viel mehr als eine Schutzbehauptung ist, zeigt neben dem eingangs zitierten Statement der Grünen auch die Tatsache, dass die Preise für die fleischlosen Menüs ab dem kommenden Schuljahr „schrittweise erhöht“ werden sollen, wie es in dem Beschluss heißt. Michael Mittelstaedt vom Landeselternbeirat Baden-Württemberg fühlt sich für dumm verkauft und sagte der dpa: „Mit welcher Rechtfertigung soll denn vegetarisches Essen mehr kosten als fleischhaltiges Essen? Bio-Siegel? Lachhaft!“ Sebastian Kölsch vom Gesamtelternbeirat der Freiburger Schulen stört sich vor allem an der Tatsache, dass künftig nur noch ein einziges Gericht angeboten werden soll und die Kinder bzw. deren Eltern damit keine Wahlmöglichkeit mehr haben.

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Kritik kam aber auch aus anderen Fraktionen des Gemeinderats. Das Scheinargument mit den Kosten will auch Gerlinde Schramm (Freie Wähler) nicht gelten lassen. „Den Schülerinnen und Schülern wird vorgeschrieben, was sie zu essen haben“, sagt die Lokalpolitikerin, worum es ihren Kollegen wohl wirklich geht. Zumindest in Baden-Württemberg ist Freiburg damit ab dem kommenden Schuljahr offenbar als ideologischer Geisterfahrer unterwegs. Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte, habe man keine Kenntnis darüber, dass es im Ländle noch weitere Kommunen gibt, die an ihren Kitas und Schulen ausschließlich komplett fleischlose Menüs anbieten.

Experten raten zu fleischhaltigem Schulessen

In der Fachwelt besteht zwar Konsens darüber, dass die Deutschen generell zu viel Fleisch essen. Von einem völligen Verzicht darauf raten Experten aber insbesondere bei Kindern ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt in ihren Qualitätsstandards für gesundes Schulessen, je einmal pro Woche auch Speisen mit Fleisch oder Wurst sowie Fisch anzubieten. Täglich auf den Teller sollten darüber hinaus Obst, Gemüse, Salat, Kartoffeln, Reis und/oder Vollkornprodukte kommen. Andere Ernährungswissenschaftler raten jedoch dazu, dass Kinder bis zu drei fleischhaltige Mahlzeiten pro Woche zu sich nehmen sollten. Das in Fleisch enthaltene tierische Eiweiß und Eisen können vom Körper besser verwertet werden als ihre pflanzlichen Pendants und sind für das Wachstum von besonders großer Bedeutung.

Im Freiburger Rathaus pfeift man auf derartige Erkenntnisse und Empfehlungen von Experten. Stattdessen sei „auf längere Sicht“ sogar möglich, dass Fleisch auch in den weiterführenden Schulen vom Speiseplan verschwindet, wie es dem Bericht zufolge heißt. Darüber hinaus soll der Bio-Anteil in den Kita- und Schulmenüs von bisher 20 auf künftig 30 Prozent erhöht werden, wie ein Sprecher der Stadt erklärte. War da nicht etwas, mit angeblich zu hohen Kosten? Egal, denn auch in Freiburg gilt: Ideologie frisst Hirn!

Quelle: reitschuster.de