Deutschland und Österreichs Ethikrat-Vorsitzende gaben dem Mainstream vergangene Woche ein Interview. Fazit: Aufarbeitung ist nicht erwünscht. Das wäre sogar  „demokratiegefährdend“. 

Einer „Suche nach dem Schuldigen“, eine Suche nach den Verantwortlichen der Covid- und Impfpolitik steht die Vorsitzende des deutschen Ethikrates, Alena Buyx, nicht positiv gegenüber. Dies sei sogar „demokratiegefährdend“, meinte sie in einem Interview mit der „Zeit“ vergangene Woche.

Aufarbeitung unethisch

Der ethische Imperativ, den Buyx vorgibt, geht in eine ganz andere Richtung: „Wir müssen anerkennen, was wir alle in dieser Pandemie verloren haben.“ Es sei also eher an der Zeit, abzuschließen und die letzten Jahre ruhen zu lassen. Viele, die jetzt nach Aufarbeitung schreien, würden von „Rachegefühlen“ getrieben sein. „Die Suche nach dem Schuldigen entzündet sich ja häufig an konkreten Verlusten. Dieses Bedürfnis ist nachvollziehbar, aber wahnsinnig toxisch. Es hat einen tiefen Effekt auf die Polarisierung der Gesellschaft. Und es ist demokratiegefährdend.“

Julian Reichelts Pleiteticker analysierte das Interview so:

„Wer für eine grundsätzliche Aufarbeitung der Corona-Politik plädiert, wer persönliche und gegebenenfalls auch rechtliche Konsequenzen fordert, der ist Buyx zufolge also ein Feind der Demokratie.“

Die Medizinethikerin und der deutsche Ethikrat hatten selbst intensiv für Massenimpfkampagnen beworben. Sogar noch im Dezember 2021, als bereits „Omikron“ vorherrschend und dominant war, plädierte der Ethikrat „für eine Ausweitung der Impfpflicht.“

Diese Positionen sieht sie auch weiterhin als wenig problematisch. Auch 3G, 2G oder anderes verteidigt Buyx weiter, auch wenn sie in moralischem und erhaben-sanften Ton versucht, das Maßnahmenregime zu relativieren. Es habe „nicht viele“ „echte Menschenrechtsverletzungen“ gegeben, sagt sie. Ein Beispiel sei aber „teils“ die Isolierung der „Hochaltrigen in den Pflegeheimen“.

Druml will Vorbereitung auf neue Gefahren

Nur wenige Tage später meldete sich das österreichische Pendant zu Alena Buyx, Christiane Druml im „Kurier“. Sie ist die Chefin der Bioethikkommission des Kanzleramtes. Sie äußerte sich in weitaus weniger sanfter Sprache als Buyx. Das große Problem wäre es, dass „das Ganze plötzlich politisiert“ wurde. Und: Die „Meinungen“ der „Maßnahmengegner“ seien „quasi gleichberechtigt“ mit jenen von „wissenschaftlichen Fakten“ gewesen. Aufgeregt hätten die Maßnahmen in Österreich deshalb so stark, „weil wir vergessen haben, wie man Epidemie jahrhundertelang bekämpft hatte: mit Quarantäne.“ Die Aussagen Drumls werden teilweise hochgrotesk, sogen aber für eines: Sie schränken den Diskurs und die Beurteilung, welche Kritik zulässig ist, massiv ein.

„Noch immer“ würden „die Maßnahmen nicht als gesundheitlich relevant, sondern als politisch erwünscht betrachtet werden.“ Eine schnelle „Durchimpfung“ (die sexualisierte Bedeutung dieses Begriffs fällt der Ethikerin offenbar nicht auf) sei auch durch die öffentliche Impfkampagne und die Kommunikation nicht so gelungen. Eine deutliche Ansage, dass die allgemeine Impfpflicht ein Fehler gewesen wäre, vermied Druml ebenfalls. Keine Spur von Reue. Eine Aufarbeitung will sie nur insofern, um zu evaluieren, was gut oder schlecht gewesen wäre. Es könnte doch neue „Bedrohungen“ kommen.

Bild geralt / pixabay


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Quelle: Danke an tkp.at