von Thomas Oysmüller

Die WHO hat der Ukraine empfohlen, “hochgefährliche Krankheitserreger” in den Biolaboren des Landes zu vernichten. Dass eine Forschung an solchen Erregern betrieben wird, galt bisher als Verschwörungstheorie. Ob die Ukraine der Empfehlung nachgekommen ist, ist ungewiss.  

Im März 2022 erhob Russland Vorwürfe Richtung Kiew und den USA: Demnach sei angeordnet worden, Krankheitserreger in den Biolaboren von Poltawa und Kharkov zu vernichten. Die USA hatten das umgehend dementiert. Jetzt bestätigte die WHO, dass man der Ukraine empfohlen hat Krankheitserregern in den ukrainischen Labors zu vernichten.

Keine Labor-Verschwörung

„Reuters“ berichtete am 11. März exklusiv, dass „hochgefährliche Krankheitserreger“ zu vernichten wären, um „mögliche Freisetzungen“ zu verhindern. Die Labore in der Ukraine, die also jetzt auch offiziell „hochgefährliche Krankheitserreger“ erforscht, bezeichnet „Reuters“ im Bericht „Public-Health Labore“. Russland dagegen sagt, dass dort militärische Bioforschung betrieben werde. Das wäre genau das Gegenteil zu „Public Health“.

Im Bericht wird die Tätigkeit in den Labors auch entsprechend relativiert: „Wie in vielen anderen Ländern gibt es auch in der Ukraine Laboratorien für öffentliche Gesundheit, in denen erforscht wird, wie die Bedrohung durch gefährliche Krankheiten, die sowohl Tiere als auch Menschen befallen, eingedämmt werden kann, wie zuletzt COVID-19.“ Aber: „. Die Labors wurden von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und der WHO unterstützt.“

Wann man der Ukraine empfohlen habe, die Erreger zu vernichten, sagte die WHO gegenüber „Reuters“ nicht. Auch zu den Arten der Pathogene, die sich in den ukrainischen Labors befinden, schweigt man. Außerdem macht man keine Angaben zur Frage, ob die Ukraine die Empfehlung der WHO befolgt hat.

UN relativiert Russlands Kritik

Auch die Ukraine und Washington kommentierten die Anfrage von „Reuters“ nicht.

Die russischen Anschuldigungen gegenüber den USA, wonach mit gefährlichen Erregern in der Ukraine hantiert werde, wurde stets als „Verschwörungstheorie“ diskreditiert. Auch im UN-Sicherheitsrat. Jetzt hat die WHO diese „Verschwörungstheorie“ aber bestätigt.

Auch die UN spricht weiter davon, dass es keine militärische Bioforschung in der Ukraine gäbe. Reuters:“Izumi Nakamitsu, der Hohe Repräsentant der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen, erklärte am Freitag vor dem Sicherheitsrat, dass die Vereinten Nationen ‘keine Kenntnis’ von einem Biowaffenprogramm in der Ukraine haben, die sich einem internationalen Verbot solcher Waffen angeschlossen hat, wie auch Russland und die Vereinigten Staaten sowie 180 weitere Länder.”

Der springende Punkt: Bei der Erklärung der WHO-Krankheitserreger gehe es nur um Labors für „öffentliche Gesundheit“. Mit militärischer Forschung habe das nichts zu tun. Es stellt sich aber nicht nur die Frage, wo hier eine Grenze zwischen ziviler und militärischer Forschung gezogen werden kann.

Bild Bild pixabay / fernandozhiminaicela

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