Wie brisant die Aussage des NSA-Chefs ist, die US-Geheimdienste hätten „eine Reihe von Operationen“ – auch offensive – gegen Russland durchgeführt, dürfte vielen gar nicht klar sein. Ich will zunächst eine Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS darüber übersetzen, bevor ich erkläre, was daran so brisant ist.

Die TASS-Meldung ist übrigens keine russische Propaganda, denn der NSA-Chef sagte das in einem Interview mit Sky News und führende englischsprachige Medien haben darüber berichtet. Aber aus irgendeinem Grund finden die deutschen „Qualitätsmedien“ nicht, dass deutsche Leser davon erfahren sollten. Jedenfalls habe ich bei einer Google-Suche keine Artikel darüber im deutschen Medien-Mainstream entdeckt.

Kommen wir also zunächst zu der Übersetzung der TASS-Meldung.

Beginn der Übersetzung:

Weißes Haus: US-Cyber-Operationen gegen Russland stehen nicht im Widerspruch zu Aussagen, man wolle keinen Konflikt

Paul Nakasone, Leiter des US-Cyberkommandos, hatte zuvor erklärt, dass die US-Geheimdienste angeblich Cyberoperationen gegen Russland durchgeführt hätten.

Die US-Regierung ist nicht der Ansicht, dass die Durchführung offensiver Cyber-Operationen gegen Russland im Widerspruch zu den Erklärungen von US-Präsident Joe Biden steht, wonach Washington nicht in eine direkte Konfrontation mit Moskau eintreten will. Das teilte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Carine Jean-Pierre, am Mittwoch bei einer regulären Pressekonferenz mit.

Sie wurde gebeten, die Erklärung des Leiters des US-Cyberkommandos und der National Security Agency (NSA), General Paul Nakasone, zu kommentieren. Zuvor hatte der in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender Sky News erklärt, dass die US-Geheimdienste angeblich „eine Reihe von Operationen über das gesamte Spektrum – offensiv, defensiv, informativ“ gegen Russland durchgeführt hätten. Ein Journalist fragte Bidens Sprecherin, ob das im Widerspruch zu der von Biden dargelegten Position der US-Regierung stehe.

„Nein, tut es nicht. Wir fassen das so nicht auf“, antwortete Jean-Pierre. „Wir fassen das einfach nicht so auf. Wir haben schon einmal darüber gesprochen“, fuhr sie fort. „Es waren Cyber-Experten hier (im Weißen Haus – Anm. TASS), sie <…> haben uns gesagt, was unser Plan ist. Daran hat sich nichts geändert. Die Antwort ist also einfach: Nein“, fügte Jean-Pierre hinzu. Sie erklärte nicht genau, warum die US-Regierung diesen Standpunkt vertritt.

Nakasone erläuterte nicht, worum es bei den von ihm erwähnten Maßnahmen in Bezug auf Russland genau geht. Als Beispiel für Informationsoperationen nannte er die Offenlegung von Daten der US-Geheimdienste über bösartige Aktivitäten, die angeblich von Russland durchgeführt wurden.

Ende der Übersetzung

Die USA dürfen alles

2019 haben die NATO und die USA offiziell verkündet, dass sie von einem Staat gegen ein NATO-Mitglied durchgeführte Cyberangriffe als Kriegsgrund und als Auslöser des Verteidigungsfalles nach Artikel 5 des NATO-Vertrages ansehen. Mit anderen Worten: Würde Russland Cyberangriffe gegen die USA durchführen und das auch noch stolz in der Presse verkünden, wäre das für die USA Grund, einen Krieg mit Russland zu entfesseln.

Die USA selbst führen aber immer wieder Cyberangriffe gegen Russland durch und sie vermelden das auch immer wieder stolz, wie der aktuelle Fall mal wieder zeigt. Und wenn man Bidens Sprecherin fragt, ob solche Cyberangriffe gegen Russland die USA eventuell an den Rand einer Konfrontation mit Russland treiben, dann kann sie darauf nur antworten, man fasse das nicht so auf.

Die USA zündeln in der ohnehin hochkritischen Lage munter weiter und benehmen sich – anders kann ich es nicht ausdrücken – wie irrer Pyromane, der mit einem Feuerzeug in einem Benzinlager herumläuft.

Was wäre denn, wenn Russland das anders sieht und die Cyberangriffe als tatsächlichen Angriff einstuft? Bidens Sprecherin würde wahrscheinlich einfachen sagen: „Ups, dumm gelaufen…“