Auf die erschütternden Berichte über russische Gräueltaten in der Ukraine muss es laut Verteidigungsministerin Lambrecht eine Reaktion geben. Als erste Vertreterin der Bundesregierung bringt sie einen Stopp der Gaslieferungen aus Russland ins Spiel. Darüber solle die EU jedoch gemeinsam entscheiden.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angesichts der Berichte über zahlreiche Leichen im ukrainischen Ort Butscha einen Stopp russischer Gaslieferungen ins Gespräch gebracht. “Es muss eine Reaktion geben. Solche Verbrechen dürfen nicht unbeantwortet bleiben”, sagte sie laut Vorabmeldung in der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”. Im Kreise der EU-Minister müsse ein Stopp der Gaslieferungen “miteinander besprochen werden”, sagte sie auf eine entsprechende Frage.

“Das war unsere Stärke, dass nicht einzelne Länder vorgeprescht sind, sondern dass man miteinander abgestimmt hat, was ist durchhaltbar”, sagte Lambrecht weiter. “Genauso muss es jetzt auch in den nächsten Stunden erfolgen.” Deutschland hatte sich bislang gegen ein Embargo ausgesprochen und generell auf die fatalen wirtschaftlichen Folgen eines Stopps russischer Energielieferungen verwiesen.

POLITIK03.04.22Verurteilt KriegsverbrechenScholz kündigt weitere Sanktionen an

Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um die Hauptstadt Kiew zurückgezogen. In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen Behörden fast 300 Leichen gefunden. Reporter berichteten, dass zahlreiche Tote zivile Kleidung getragen hätten. Sie sahen auf einer einzigen Straße in Butscha mindestens 20 Leichen liegen. Mindestens einem der Toten waren die Hände gefesselt.

Der Vorsitzende der Christdemokraten im Europäischen Parlament, Manfred Weber, forderte angesichts der jüngsten Entwicklungen eine drastische Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. “Es ist höchste Zeit, Kohle- und Öl-Lieferungen aus Russland zu beenden und die Waffenlieferungen für die Ukraine zu verstärken”, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

“Wir dürfen die Augen vor diesem unfassbaren Schrecken nicht verschließen”, fuhr Weber fort. “Der Krieg hat mit den neu bekannt gewordenen russischen Kriegsverbrechen nochmal ein neues Niveau erreicht.” Die Staatengemeinschaft müsse die Sanktionen verschärfen.