Die westlichen Medien gehen im Ukraine-Konflikt nach den klassischen Methoden der Kriegspropaganda vor. Eine der Regeln lautet gemäß Lehrbuch „Der Feind begeht wissentlich Gräueltaten“ und daher ist es die Aufgabe der Medien, möglichst vieler solcher Meldungen über Gräueltaten der Russen zu bringen. Ob sie wahr sind, ob es objektive Belege dafür gibt, das ist nebensächlich. Es geht nur darum, dass die Menschen mit diesen Meldungen bombardiert werden, möglichst mehrmals täglich, um das gewollte Feindbild zu pushen.

Und die westlichen Medien tun genau das. Egal, ob Butscha, Kramatorsk, die Zivilisten im Stahlwerk Asowstal und so weiter, in allen Fällen gab es keine Beweise oder Belege, aber die Medien haben groß berichtet und Russland bösester Kriegsverbrechen beschuldigt. Dass sich in allen Fällen hinterher herausgestellt hat, dass die Taten entweder sicher von den Ukrainern begangen wurden (siehe Kramatorsk), dass die Taten höchstwahrscheinlich von den Ukrainer begangen wurden (siehe Butscha), oder dass die Sache sich exakt entgegengesetzt zu dem verhalten hat, was die Medien berichtet haben (siehe Asowstal), wurde dann aber nicht berichtet.

Eines der ersten Beispiele für diese Art der Kriegspropaganda war in diesem Konflikt der angebliche Luftangriff der russischen Armee auf eine Geburtsklinik in Mariupol. Ich werde gleich auch noch selbstkritisch auf meine Berichterstattung darüber eingehen, zunächst will ich aber die über Neuigkeit berichten.

Russischer Angriff oder ukrainische Show?

Marianna ist eine Beauty-Bloggerin, die ebenfalls als Hochschwangere in der Klinik war und die aufgrund der eindrücklichen Fotos von ihr an dem Tag berühmt wurde. Man kann sagen, sie wurde zum „Gesicht der Geburtsklinik“ aufgebaut. Auch ich habe in meinem ersten Artikel dabei Fehler gemacht, dazu kommen wir aber gleich noch.

Die Frage, um die es geht, ist, war das ein russischer (Luft-)Angriff oder eine von der den ukrainischen Asow-Nazis herbeigeführte Explosion? Dass es eine reine Inszenierung war, wie auch ich zu Beginn angenommen hatte, schließe ich inzwischen aus.

Der Vorfall ereignete sich schon am 9. März. Anfang April hat Marianna ein Interview gegeben, in dem sie einen Luftangriff klar abgestritten hat. Darüber habe ich bereits ausführlich berichtet, den Artikel finden Sie hier.

Die Frage damals war, ob sie bei dem Interview wirklich frei sprechen konnte, denn im Grunde stellte sie Russland einen Persilschein aus, was den Gegnern Russlands natürlich verdächtig vorgekommen ist. Darauf gibt es jetzt eine Antwort, denn Marianna hat einen deutschen YouTube-Kanal ein ausführliches Interview gegeben, das ich weiter unten verlinken werde. Das Interview wurde mit Hilfe eines Dolmetschers auf Deutsch geführt, es ist also für jedermann verständlich.

Marianna im Interview

Die Kernaussagen ihres Interviews sind, dass es kein Luftangriff gewesen sein kann. Sie ist kommt aus Donezk und ist erst vor einigen Jahren mit ihrem Mann nach Mariupol umgezogen. In Donezk können die Menschen seit 2014 Luftangriffe anhand der Geräusche erkennen. Außerdem weiß man in Donezk, welche Macht Fliegerbomben haben und dass die nicht nur einen kleinen Krater neben ein Gebäude reißen und Fenster zersplittern lassen, sondern dass beim Einschlag einer Fliegerbombe das Krankenhaus dem Erdboden gleichgemacht worden wäre.

Marianna legt sich nicht fest, ob die Explosion von einem Geschoss ausgelöst wurde – und wenn es so war, welche Seite geschossen hat -, oder ob die Explosion vor Ort von den ukrainischen Streitkräften ausgelöst wurde, um die gewünschten Bilder für eine weitere anti-russische Medienkampagne zu bekommen. Sie sagt nur, dass es die Explosion gegeben hat, dass sie dabei Kratzer abbekommen hat, die nicht einmal genäht werden mussten, und dass eine junge Frau und ihr ungeborenes Kind dabei gestorben sind.

All das hat sie auch schon in dem früheren Interview gesagt, das ist nicht neu. Neu ist, dass sie nun ihren Aufenthaltsort öffentlich gemacht hat. Sie ist zusammen mit ihrem Mann und dem neugeborenen Kind nach Hause gefahren, sie ist zu Hause in Donezk. Sie sagt, sie werde von niemandem bedroht, nicht festgehalten und so weiter. Und sie fügt hinzu, dass sie – wenn man Druck auf sie ausüben würde, eine spannendere Geschichte erzählen würde, denn sie könne ja nichts erzählen, außer dass es eine Explosion gegeben habe.Im Gespräch mit Marianna Vishemirskaya: Was war los in der Entbindungsklinik?

Selbstkritik

In meinem ersten Artikel über die Geburtsklinik habe ich Marianna Unrecht getan, wie ich heute einräumen muss. Ich bin nach den ersten Bildern, und vor allem aufgrund des dazu veröffentlichten ukrainischen Videos von einer kompletten Inszenierung ausgegangen, bei der Marianna eine Rolle gespielt hat. Davon nehme ich heute Abstand, ich bin sicher, dass es wirklich eine Explosion gegeben hat, die Marianna genauso überrascht hat, wie alle anderen Opfer. Wer allerdings für die Explosion verantwortlich war, ist eine offene Frage.

Nach meiner Meinung – und da bleibe ich bei meiner Meinung aus meinem ersten Artikel – wurde die Explosion von ukrainischen Kräften herbeigeführt. Der Grund ist immer noch der gleiche, wie Anfang März: Dass ein Kameramann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war und die Explosion filmen konnte und unmittelbar danach bereits im Hof des Krankenhauses war, ist sehr unwahrscheinlich. Auch scheinen mir einige Teile des Videos gestellt, oder zumindest von dem Kameramann bewusst inszeniert worden zu sein.

Womit ich aber wohl auch falsch gelegen habe, ist, dass ich der Meinung war, die Frau auf der Bahre, die auf Fotos und dem Video zu sehen ist, als sie in einen Krankenwagen gebracht wird, wäre Marianna gewesen. Damit scheine ich falsch gelegen zu haben. Aber auch wenn die Frau auf der Trage nicht Marianna, sondern eine wirklich verletzte Frau war, die später an ihren Verletzungen gestorben ist, bleibt eines wahr: Auf dem Video ist zu sehen, wie die Frau zum Krankenwagen getragen wird, wobei die Szene mehrfach geschnitten wurde und nach jedem Schnitt tragen andere Männer die Trage, was mich in der Überzeugung bestärkt, dass es sich dabei um eine gestellte Szene (wenn auch vielleicht mit einem echten Opfer) handelt. Über diese Kontroverse habe ich bereits einen Artikel geschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass das Mariannas Rolle auch nicht die entscheidende Frage ist, denn die entscheidende Frage ist, wer die Explosion ausgelöst hat.

Auch wenn ich in meinem ersten Artikel mit einigen Dingen über Marianna falsch gelegen habe, bleibe ich immer noch dabei, dass es sich nicht um einen russischen Angriff – und erst recht nicht um einen Luftangriff – gehandelt hat, denn die offenen Fragen zu dem Video sind nicht ausgeräumt.

Krankenhäuser als Militärbasen der ukrainischen Kräfte

Marianna bestätigt in allen Interviews, dass Russland die Wahrheit sagt, wenn es den ukrainischen Streitkräften vorwirft, Krankenhäuser als militärische Objekten zu missbrauchen. Sie berichtet von einer Geburtsklinik, deren Chefin alle Hochschwangeren mit den Worten rausgeworfen hat, sie übergebe die Schlüssel nun den Kämpfern. Und Marianna berichtet auch davon, dass in der Klinik, in der sie die Explosion erlebt hat, ukrainische Kämpfer waren, die man ja auch auf dem Video sehen kann.

Damit wäre die Klinik nach dem humanitären Völkerrecht ein legitimes Ziel, was jedoch nicht die Schuld der Russen ist, sondern der Ukrainer, deren Kämpfer die Klinik durch ihre Anwesenheit zu einen militärischen Ziel gemacht haben. Das ist es, was Russland den ukrainischen Einheiten seit Beginn der Operation vorwirft. Die ukrainische Armee missbraucht Zivilisten und zivile Ziele bewusst als menschliche Schutzschilde. Das bestätigt nicht nur Marianna, das bestätigen auch immer mehr Zeugen, wie zum Beispiel die Zivilisten aus dem Stahlwerk, die von den Kämpfern daran gehindert wurden, die Anlage zu verlassen.

Die Rolle der „Qualitätsmedien“

Egal, wie man die Geschichte mit der Geburtsklinik in Mariupol dreht und wendet, es gibt keine Hinweise auf ein russisches Kriegsverbrechen. Wenn die Explosion von den Ukrainern ausgelöst wurde, um propagandawirksame Bilder zu bekommen, kann die russische Armee nichts dafür. Und sogar wenn sich eines Tages herausstellen sollte, dass dort – ob absichtlich oder versehentlich – ein russisches Geschoss eingeschlagen ist, wäre das kein Kriegsverbrechen, weil die ukrainischen Soldaten die Klinik mit ihrer Anwesenheit auf dem Gelände und in dem Gebäude zu einem legitimen militärischen Ziel gemacht haben, was gemäß humanitärem Völkerrecht verboten und ein Kriegsverbrechen ist.

Aber das stört die westlichen „Qualitätsmedien“ nicht. Sie treiben jeden Tag eine (oder mehrere) neue Säue in Form von unbelegten Vorwürfen gegen Russland durch das mediale Dorf und wenn sich später herausstellt, dass das alles ganz anders oder sogar frei erfunden war, dann hält es in den „Qualitätsmedien“ niemand für nötig, seine Leser darüber zu informieren.

Was wir in den westlichen Medien erleben ist per Definition Kriegspropaganda, wie sie in Deutschland vor 1945 ein gewisser Herr Dr. G. betrieben hat. Der wäre aktuell wahrscheinlich sehr stolz auf seine heutigen Kollegen bei der deutschen Presse.

Schlussbemerkung in eigener Sache: Da Marianna in Donezk ist und ich demnächst wieder eine längere Reise dorthin plane, hoffe ich, dass ich mich für meinen Fehler aus dem ersten Artikel über die Geschichte persönlich bei Ihr entschuldigen kann. Sollte es mir gelingen, sie dort zu treffen, werde ich berichten.