Seit Putins Invasion der Ukraine verzichtet Frankreich auf russisches Gas. Um dieses zu ersetzten, wendet das Land imperialistische Taktiken aus dem 19. Jahrhundert an.


Es sei eine Operation in der Art und Weise des «rüpelhaftesten Imperialismus des 19. Jahrhunderts», schreibt l’AntiDiplomatico. Gemeint ist damit die Entscheidung Frankreichs, die Fremdenlegion für einen Einsatz in einem anderen Land, dem Jemen, wieder auferstehen zu lassen. Damit soll Europa mit Gas versorgt werden. Dies, nachdem das Land auf russisches Gas verzichtet hat, weil Russland in die Ukraine einmarschiert ist.

Die Nationale Heilsregierung (NSG) im Jemen habe daher Alarm geschlagen wegen ihrer Ansicht nach «verdächtiger» Aktivitäten der im Süden des kriegsgebeutelten Landes stationierten US-amerikanischen und französischen Truppen, erklärt l’AntiDiplomatico. Die Diskussion habe während einer Parlamentssitzung stattgefunden, die von NSG-Abgeordneten am 17. August abgehalten wurde.

Die von der NSG angeführten verdächtigen Aktivitäten würden sich auf eine Enthüllung des ehemaligen jemenitischen Aussenministers Abu Bakr al-Qirbi beziehen. Er behauptete, dass die französische Fremdenlegion in der jemenitischen Provinz Shabwah eingetroffen sei, um die Kontrolle über die Gasanlage Balhaf zu erlangen. Zur Erinnerung: Die französische Fremdenlegion ist eine aus ausländischen Staatsangehörigen bestehende militärische Truppe.

Der ehemalige Minister erklärte, dass die Franzosen «Vorbereitungen für den Export von Gas aus der Anlage in Balhaf getroffen haben … in Anbetracht der steigenden internationalen Gaspreise» und in dem Versuch, die Abhängigkeit Europas von russischem Brennstoff in der durch den Ukraine-Konflikt verschärften globalen Energiekrise zu verringern.

Al-Qirbi deutete auch an, dass der französische Schritt «der Grund für die Ereignisse in Shabwah sein könnte» und bezog sich dabei auf die jüngsten Zusammenstösse zwischen den von den Vereinigten Arabischen Emirate unterstützten Söldnergruppen und Kräften der Islah-Partei, die mit der Muslimbruderschaft und dem von Saudi-Arabien unterstützten President Leadership Council (PLC) verbunden sind.

Im Juli unterzeichneten Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate ein Abkommen zur gemeinsamen Produktion von Flüssigerdgas (LNG), informiert l’AntiDiplomatico. Nach verschiedenen Veröffentlichungen seit Anfang des Jahres ziele die Energiekooperation zwischen den beiden Ländern darauf ab, die Kontrolle über die jemenitischen Gasressourcen durch die Anlage in Balhaf zu sichern, die sich im Besitz des französischen multinationalen Öl- und Gasunternehmens TotalEnergies SE befindet.

Al-Qirbi wies darauf hin, dass die jüngste Ankunft französischer Streitkräfte in dem Gebiet dazu dient, «die Einrichtung zu schützen».

Frankreich ist in letzter Zeit wegen seiner Beteiligung an dem brutalen Krieg gegen den Jemen unter der Führung der Saudis in die Kritik geraten. Am 2. Juni gaben mehrere Menschenrechtsgruppen bekannt, dass sie bei einem Pariser Gericht Klage gegen drei französische Rüstungsunternehmen eingereicht haben. Sie werfen ihnen vor, durch den Verkauf von Waffen an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate an Kriegsverbrechen im Jemen beteiligt gewesen zu sein.

Die jemenitische Bevölkerung habe den Abzug aller ausländischen Streitkräfte gefordert, die das Land illegal besetzt halten, so l’AntiDiplomatico. Dies schliesse die kürzlich stationierten US-Militärs mit ein, die unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung und der Unterstützung der Koalition dort sind.

Laut Abdulaziz Saleh bin Habtoor, dem jemenitischen Premierminister, seien die jüngsten «Plünderungen» durch die Saudi-geführte Koalition auf Anweisung der USA durchgeführt worden. Washington verfolge den Plan, die Kontrolle über das jemenitische Öl durch seine Verbündeten am Golf zu sichern.

Quellenangabe: transition-news.org