Es beginnt die Epoche der Schweiz, die mit der EU ernste Verhandlungen aufnimmt – mit dem Ziel des Beitritts.

Die gut 200jährige moderne Schweiz, ein demokratisches Wunderland, wie es die Welt sonst nie gesehen hat, ist von der Credit Suisse, der Nachfolgerin der Schweizerischen Kreditanstalt, in eine aussichtslose Position gebracht worden.

Es fehlt nur noch ein Schritt, der Zusammenbruch der neuen „Big UBS“, damit die legendäre Schweiz vollends abstürzt.

Es gibt exakt zwei Institutionen, die gemeinsam unser Land auffangen können: Die Europäische Union (EU) und die Europäische Zentralbank (EZB).

Schon heute lebt die Schweiz unter den Fittichen der europäischen Behörden, denn auch diese können es sich nicht leisten, dass das reichste Land im Herzen Europas kollabiert.

Wir dürfen davon ausgehen, dass in Brüssel und Frankfurt seit Wochen an Rettungsplänen gearbeitet wird, um diese gesamteuropäische Katastrophe zu verhindern.

Die Schweiz ist ein bedeutender Handelspartner der EU. Eine Krise der Schweiz könnte auch zu einer EU-Krise führen.

n diesem Zusammenhang wird klar, weshalb der Bundesrat, auch unter dem Druck der Kantone, bis Juni ein Konzept erarbeiten will, wie die Gespräche mit Brüssel neu aufzunehmen sind.

Die EU-Behörden werden uns einen Rettungsanker so wenig gratis zuwerfen, wie der Bund dies bei der „Big UBS“ auch nicht getan hat.

Willkommen in der EU. Wacht auf, Eidgenossen! Die Familie Blocher kann die Schweizer Autonomie nicht retten.

Christoph Blocher, ein Mann grosser Talente, hat die Schweiz während 30 Jahren auf einen Nebenweg der Geschichte geführt, den viele als positiv erlebt haben.

Die gesetzlich geschützten Importeure wurden reich, ebenso wie die Bauern, die es als Landschaftsgärtner zum Wohlstand brachten.

Nun zeigt sich, der UBS-Konzern, der ihn einmal aus dem Verwaltungsrat warf, hat das Land in den Absturz geführt.

„Die Verantwortlichen haben Helvetien über den Jordan gestossen“, schreibt der IP-Chefredaktor am 31. März.

Das ist ein Tag, den wir uns merken sollten. Es stellt sich die Frage „Wohin geschossen?“

Die Antwort ist klar: „In das Netz, das die EU in Wirtschaftsfragen um die Schweiz herum aufgebaut hat, ganz wie die Schweiz in militärischen Fragen längst im Netz der NATO zappelt.“

SVP-Mitglied Professor Hans Geiger sagt auf IP: „Das ist epochal“, womit er recht hat.

Welche Epoche jetzt beginnt, wagt niemand bisher anzudeuten: Die Epoche der Schweiz, die mit der EU ernste Verhandlungen aufnimmt mit dem Ziel des Beitritts.

Wir erleben, historisch betrachtet, die letzten Stunden der modernen Schweiz, die bald auch eine alte Schweiz sein wird. Die Metamorphose zur neuen Schweiz ist in ihr letztes Stadium eingetreten.

Ausgelöst wurde diese Verwandlung durch den Niedergang des Finanzplatzes Schweiz, wo vor 50 Jahren noch fünf Grossbanken den Wohlstand der Schweiz garantierten.

Jetzt haben wir noch eine Grossbank, die „Big UBS“. Ihr neuer VR-Präsident, Colm Kelleher, der bisher einen guten Eindruck macht, will daraus in Kürze eine „Great UBS“machen.

Wenn er gewinnt, was heute niemand weiss, wird der Kelch eines EU-Beitritts der Schweiz noch einige Zeit an uns vorüber gehen.

Geht der Deal schief, den Bundesrat und Nationalbank mit Cash und Krediten von total 259 Milliarden Franken abgesichert haben, müssen die EU-Gegner in unserem Land Trauer tragen oder Brüssel als Retter begrüssen.

Die Freiheit der Schweiz, die nie total war, wird dann in eine Halbgefangenschaft übergehen. Der Wächter vor unserer Zellentür, den wir den alpinen Bundesräten Dölf Ogi und Viola Amherd verdanken, heisst NATO.

Die Aufsicht im Innern des Landes bleibt beim Bund und den Kantonen. Klugen Zeitgenossen wird es nicht schwerfallen, dazu Parallelen zu finden.

Eine neue Generation von Politikern und Staatsbeamten wird die Aufgabe übernehmen, uns derlei verständlich zu machen.

Schon hat Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, vorgesorgt. Sein wissenschaftlicher Ziehsohn Martin Schlegel wurde soeben vom Bundesrat zur SNB Nr. 2 gewählt und damit in Startposition für die  Jordan-Nachfolge gebracht.

Schlegel, vom Typ her ein europäischer Bilderbuch-Intellektueller, sagt über die Zukunft der „Big UBS“: „Diese Fragen (der neuen Risiken) werden genau angeschaut werden müssen.“

Weil die „Big UBS“ de facto mit einer staatlichen Garantie ausgestattet, also eine Staatsbank, ist, verlangt  Schlegel „eine Regulierung, die dafür sorgt, dass die neue Bank sämtliche Vorgaben tadellos einhält“.

Gute Vorsätze sind bekanntlich der erste Schritt zum Niedergang.

Deshalb wird die Schweiz, parallel zur Gesprächsaufnahme  mit den EU-Behörden, auch einen neuen Finanzstabilitäts-Bericht vorlegen, worin neue Stresstests für Banken vorgesehen sind.

Bekanntlich verlangt dies die EU von allen Staaten, mit denen sie verbunden ist oder Gespräche zur Aufnahme führt.

Wie sich die Schweiz im Innern auflöst, entgeht dem Ausland natürlich nicht. Schon warnt Jacques Pitteloud, der Schweizer Botschafter in den USA, davor, es stünde ein neuer Grossangriff der USA auf die Schweiz bevor.

Ob dies der „Big UBS“ gut bekommt, werden wir noch sehen. Die drohenden Schadenersatzklagen wegen russischer und anderer Schwarzgelder auf Schweizer Banken werden erneut in die Milliarden Franken gehen.

Noch stehen über 200 Milliarden Franken zur Verfügung, für die letztlich der Steuerzahler aufzukommen hat. Bezieht die „Big UBS“ dieses Geld, werden die Schuldentürme des Bundeshaushalts und der SNB noch höher.

Wenn gerade die NZZ auf der Titelseite des 31. März schreibt: „Bundesgarantie mit mässigen Risiken“, dient dies mehr zu Beruhigung bürgerlicher Leser, die mit der Credit Suisse ohnehin Millionen verloren haben, als einer präzisen Analyse, die viele Ökonomen gefordert haben.

Wir haben noch die Kommandos des neuen US-Botschafters in Bern, Scott Miller, im Ohr.

Er hat der Bundesverwaltung in wenig schweizerischer, sprich sehr brutaler Form, mitgeteilt, was er von ihr künftig erwartet.

Alle Hoffnungen der Schweiz liegen, wieder einmal, auf einem Tessiner aus Lugano: Sergio Ermotti. Er residiert auf der Collina d’Oro, einer etwas vornehmeren Gegend, als es der gegenüberliegende Monte Bré ist.

Ermotti, von Colm Kelleher in den Sattel gehobener alt-neuer CEO von „Big UBS“, ist vor allem eines: Ein Schweizer.

Er hat nicht nur zu Aussenminister Ignazio Cassis ein gutes Verhältnis, der auch aus dem Luganese kommt, sondern trifft im Bundesrat auch sonst nur auf Freunde und Freundinnen, mindestens aber solche, die es werden wollen.

Seiner italienischen Eleganz wird auch Justizministerin Baume-Schneider kaum widerstehen wollen.

Dennoch gibt es Fragezeichen, wohin Ermotti „Big UBS“ führen will. Er kann zum Todesengel für die Reste des Finanzplatzes Lugano werden, denn es ist die Credit Suisse, die dort eine grosse Rolle spielt.

Wird er gerade in seiner Heimatstadt Lugano weitere hunderte von Bankmitarbeitern entlassen? Wird er aus dem Vertrag zum Neubau des Fussballstadions „Reseda“aussteigen, womit Lugano eigentlich ein ganzes Stadtviertel sanieren wollte?

Schon die nächsten Wochen werden zeigen, wo Sergio Ermotti zum Retter oder zum Todesengel werden wird.

Unter seinem früheren Jahressalär von 8,9 Millionen Franken wird er kaum eingestiegen sein, weshalb gerade die NZZ es war, die am 30. März auf den an Sergio Ermotti gerichteten Ausruf des früheren FDP-Präsidenten Philipp Müller erinnert hat:

„Ein Arschloch bleibt ein Arschloch.“

Ermotti, bei allem Charme, den er nur wichtigen und bedeutenden Menschen zukommen lässt, ist ein harter Knochen im Umgang mit riskanten Kunden oder Mitarbeitern.

Wie er beide Fähigkeiten jetzt einsetzt, wird auch über das Schicksal der Schweiz entscheiden. 

Danke an insideparadeplatz.ch