Ich habe Mariupol selbst bereits besucht und ich habe vor einigen Tagen einen Bericht über die militärische Lage in der Stadt veröffentlicht. In dem Bericht habe ich vor allem über das Industriegebiet Asow-Stahl berichtet, aber auch darüber, dass die ukrainischen Truppen zu dem Zeitpunkt noch ein zweites Industriegebiet kontrolliert haben, das Gebiet Illietsch.

Die dortigen Soldaten haben mittlerweile kapituliert, wobei über 1.300 ukrainische Soldaten, vor allem Marineinfanteristen, in Gefangenschaft gegangen sind. Nun ist Asow-Stahl wirklich das letzte wichtige Widerstandsnest in Mariupol.

Dort halten sich nach Schätzungen noch immer 1.000 oder 2.000 Asow-Kämpfer auf, deren Lage jedoch zunehmend verzweifelt wird. Auf dem Gebiet gibt es zwar weit verzweigte unterirdische Anlagen, die als Atombunker ausgelegt wurden, was es sehr schwierig macht, das Gebiet zu erobern. Aber anscheinend gehen den Asow-Kämpfern die Vorräte aus. Daher gibt es derzeit widersprüchliche Meldungen von dort. Einerseits wird gemeldet, dass etwa 1.000 Asow-Kämpfer bereit seien, die Waffen niederzulegen, andererseits wird gemeldet, dass deren Führung jedem mit Erschießung droht, der sich den Russen ergeben möchte.

Was ist in Asow-Stahl?

Die Frage, die in Russland derzeit fast alle Analysten beschäftigt, ist, was sich in den Katakomben von Asow-Stahl wichtiges befinden mag. Die ukrainische Armee hat mehrere Versuche unternommen, das Gelände mit einzelnen Hubschraubern zu erreichen, um irgendwen oder irgendwas von dort zu evakuieren. Es gibt Meldungen, dass dort hohe NATO-Offiziere festsitzen, die man evakuieren möchte, damit sie nicht den Russen in die Hände fallen. Es gibt auch Meldungen, dass dort ein Biolabor, oder zumindest wichtige Informationen über die US-Biowaffenforschung, zu finden sind.

Es gibt auch Spekulationen, dass man dort etwas „französisches“ finden könnte, was die intensiven Versuche des französischen Präsidenten erklären würde, sich bei Putin alle paar Tage telefonisch zu melden und über Mariupol zu sprechen. Macron fodert immer wieder humanitäre Korridore aus Mariupol hinaus auf ukrainisches Gebiet, dabei können Zivilisten Mariupol inzwischen problemlos verlassen, wie ich heute selbst gesehen habe. Es gibt sogar eine reguläre Buslinie zur Evakuierung von Zivilisten.

Macrons Wunsch, unbedingt eine Evakuierung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet erreichen zu wollen, dürfte Gründe haben, die nichts mit dem Wohl und Wehe der Zivilbevölkerung zu tun haben, denn die kann die Stadt inzwischen recht problemlos verlassen und danach weiterziehen, wohin sie möchte. „Problemlos“ ist natürlich relativ in einer zerstörten Stadt, in der auch kaum noch jemand ein unbeschädigtes Auto besitzt, aber die Straßen sind offen und die Evakuierung aller, die die Stadt verlassen möchten, läuft. Und nach dem Verlassen der Stadt hindert sie niemand daran, weiterzuziehen, wohin sie möchten.

Die Verzweiflung in Kiew

In Kiew scheint man sehr verzweifelt zu sein, denn Selensky hat inzwischen den gewählten Oppositionsführer festnehmen lassen und Russland angeboten, ihn gegen ukrainische Kriegsgefangene aus Mariupol auszutauschen, was der Kreml jedoch abgelehnt hat. Es dürfte Selensky dabei weniger um die eigenen Soldaten gehen, sondern um das, was Russland in Mariupol finden dürfte, wenn Asow-Stahl erobert wird.

Wie groß die Panik in Kiew inzwischen ist, zeigen aktuelle Meldungen. Nun hat Kiew sogar mit einem Ende der Friedensgespräche gedroht, sollte Mariupol fallen. Ob man damit angesichts der ohnehin fruchtlosen Gespräche Eindruck auf Russland machen kann, darf bezweifelt werden.

Die russische Armee hat den Kämpfern auf dem Gelände von Asow-Stahl hingegen das Angebot gemacht, sie könnten ihre Waffen niederlegen und lebend in Gefangenschaft gehen, anstatt bei dem sinnlosen Versuch, das Gebiet weiterhin zu verteidigen, zu sterben. Ob und wie viele Asow-Soldaten das Angebot annehmen, ist fraglich, zumal die die Führung von Asow ihnen offenbar mit Erschießung droht.

Wahrscheinlich dürfte das Gebiet von Asow-Stahl demnächst fallen und wir dürfen gespannt sein, was danach passiert und ob die Russen melden, wen oder was sie in den Katakomben des Komplexes gefunden haben. Die verzweifelten Aktionen aus Kiew und dem Westen wegen des Endkampfes in Mariupol dürften kaum grundlos sein.