«90 Prozent der Covid-Belastung kommt momentan von Ungeimpften.»Dies sagte Urs Karrer, Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital Winterthur und Mitglied der Swiss National Covid-19-Task-Force kürzlich an der Pressekonferenz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).

Corona-Transition konfrontierte die Task-Force bereits mehrfach mit dieser Aussage und wollte wissen, wie diese zustande gekommen ist (wir berichteten). Doch eine Antwort haben wir bisher nicht erhalten. Klar ist: Mit der tatsächlichen Situation in den Spitälern hat Karrers Aussage wenig gemein.

Der zweite Teil unserer Serie «Was in Schweizer Spitälern wirklich passiert» führt uns direkt auf eine Intensivstation eines Schweizer Kantonsspitals (hierlesen Sie Teil eins). Dort arbeitet Sarah B. Ihren echten Namen will sie nicht im Netz lesen, weil sie ansonsten womöglich ihren Job verlieren würde.

«Wir haben in den vergangenen Tagen mindestens zwei doppelt geimpfte Patienten bei uns auf der Intensivstation behandelt», sagt Sarah B. Insgesamt stünden auf der Intensivstation sechs Betten zur Verfügung. «Davon waren zuletzt meist zwei bis drei Betten mit Covid-Patienten belegt», sagt die Pflegerin.

Und weiter: «Über die letzten Wochen hatten wir immer sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte auf der Station.» Davon seien etwas mehr, circa 60 Prozent, Ungeimpfte gewesen. Doch Sarah B. hält auch fest, dass die Daten verzerrt seien. «Getestet werden bei uns ohnehin nur die Ungeimpften.» Vielfach wisse sie selbst nicht, ob die Patienten geimpft seien oder nicht. «Wenn Patienten zu uns kommen, müssen wir rasch handeln. Es geht schliesslich um Leben und Tod.»

Entsprechend sekundär sei dann der Impfstatus. «Oft kennen selbst Angehörige von Patienten, die sich bei uns auf der Intensivstation befinden, den Impfstatus nicht», berichtet Sarah B. Gerade auch vor diesem Hintergrund hat die Pflegerin wenig Verständnis dafür, wie die Politik derzeit die Situation in den Intensivstationen für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren lässt. «Es stört mich extrem, dass die Wahrheit einfach unterdrückt wird.» Wütend macht Sarah B. auch, dass nun ein enormer Druck auf sie und weitere kritische Mitarbeiter des Spitals ausgeübt werde.

«Ich werde mich nicht impfen, weil ich kein Vertrauen in die Impfstoffe habe», betont Sarah B. Und sie fügt hinzu: «Doch genau das möchte das Spital. Alle ungeimpften Mitarbeiter müssen sich jetzt bei uns einmal in der Woche testen lassen. Wer nicht mitmacht, dem wird gekündigt. Das hat uns die Spitalleitung klipp und klar mitgeteilt.»

Sarah B. ist überzeugt, dass für das Vorgehen des Spitals überhaupt keine rechtliche Grundlage existiert. «Das Ganze ist nichts weiter als Willkür», urteilt die Pflegerin. Deshalb habe sie sich inzwischen bereits mit weiteren Mitarbeitern zusammengeschlossen, um juristisch gegen die Anordnungen des Spitals vorzugehen. «Wir sind uns diesbezüglich gerade am organisieren.»

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Anmerkung der Redaktion: Zum Auftakt unserer Serie «Was in den Schweizer Spitälern wirklich passiert» wurden wir von einigen Lesern kritisiert. Schliesslich könne ja jeder anonym etwas behaupten und irgendeine Geschichte erzählen. Diese Kritik ist natürlich berechtigt. Wir bevorzugen auch transparente Quellen, die mit Namen und Gesicht auftreten. Leider finden wir derzeit jedoch kaum jemanden, der dieses Risiko in Kauf nimmt. Wer bereit ist, mit Namen hinzustehen und als Insider über die Situation im Gesundheitswesen auszupacken, darf sich gerne bei uns melden.